MIT BEDACHT WIEDER AUF DAS BIKE

26. Juli 2022

Motorradfahren mit seinem Lustgewinn birgt ein hohes Suchtpotential, und deshalb liebäugelt so mancher Ex-Biker nach einer mitunter jahrelangen Fahrpause mit einem Wiederaufstieg. „Den sollte man wohlüberlegt angehen“, rät Jürgen Lebherz von TÜV SÜD in München, „denn Reaktionszeit, Wahrnehmungsvermögen oder Kondition haben sich im Lauf der Jahre verändert.“ Zudem sind Motoren, aber auch Bremsen heute viel potenter und deshalb legt der TÜV SÜD-Fachmann jedem Wiedereinsteiger ein Fahrertraining ans Herz. Mit einigen Übungsstunden, die man auch mit einem Fahrlehrer absolvieren kann, könne man sich rasch an neue Techniken, etwa an das Bremsen mit ABS gewöhnen.

„Optimal“, wirbt Lebherz, „und nicht nur für Wiedereinsteiger, sondern für alle Motorradfahrern, ist ein regelmäßiges Sicherheitstraining.“ Dabei geht es nicht nur um das Beherrschen der Maschine bei flotter Fahrt, sondern ebenso um Geschicklichkeit beim langsamen Dahinrollen auf engem Raum, etwa im Citygewühl.

Doch auch mental will der Wiederaufstieg auf ein Bike trainiert werden. Mit zunehmendem Alter sinkt naturgemäß nicht nur die körperliche Fitness. Deshalb sollte man nicht gleich seine fahrerischen Grenzen auslotet wollen, sondern sich auf vertrauten Straßen mit ausgiebigen Touren langsam mit Verkehr, Bike und Technik wieder vertraut machen.

Bei der Wahl des passenden Motorrades gilt es ebenfalls, sein Alter ins Kalkül zu ziehen. „Falls noch ein Bike in der Garage parkt, sollte man selbstkritisch überlegen, ob die Maschine noch die richtige Wahl ist“, rät der TÜV SÜD-Fachmann. Im Fachhandel bietet sich eine gute Übersicht, was Stand der Technik ist und für einen Wiedereinstieg passt. „Man sollte sich genau fragen, was möchte man, was ist wichtig, welcher Motorradtyp eignet sich für mein Gefühl und meine Vorstellungen“, empfiehlt Lebherz. Für Wiedereinsteiger besonders bewährt haben sich sogenannte Allrounder. Sie kombinieren die Eigenschaften eines Tourenrades mit denen einer Sportmaschine und bieten entsprechenden Fahrspaß.

Selbstkritik ist ebenfalls bei der Schutzkleidung angebracht, die im Laufe der Entwicklung immer besser geworden ist. Deshalb warnt der TÜV SÜD-Fachmann vor falschem Sparsinn. Schuhe, Kombi oder Helm, alle Materialien altern. Zudem ist ein Helmtausch nach rund fünf Jahren immer eine gute Investition in die eigene Sicherheit und zum Schutz des Körpers, insbesondere von Nacken und Wirbelsäule, bieten neue technische Errungenschaften wie etwa Airbag oder Nackenprotektor einen weitaus besseren Schutz als die alte Lederkombi.